Allgemeines über Messer als Schneidwerkzeuge

Kurze Erläuterung zum Thema Messer:
Das Messer ist vorwiegend ein Schneidwerkzeug, wird aber auch, je nach Ausführung, für viele andere Arbeiten eingesetzt. Es kann jedoch leicht beschädigt werden und dadurch an Gebrauchswert verlieren, welches in der Regel dem nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch und nicht der Qualität zuzuschreiben ist. Daher ist es wichtig, sich vor der Kaufentscheidung zu überlegen, welchen Anwendungsbereich das Messer haben soll, da jeder Messertyp gewisse Vor- und Nachteile aufweist.
Man unterscheidet die Messertypen grundsätzlich in Taschen- und feststehende Messer.

Da beide Formen ihre Berechtigung haben, ist je nach Anwendungsbereich das geeignetste herauszusuchen.

Taschenmesser
Ein Taschenmesser hat den Vorteil, daß durch den Klappmechanismus seine Länge bei Nichtgebrauch um fast die Hälfte reduziert wird. Dies erleichtert den unauffälligen Transport und schützt vor Verletzungen, da die Scheide und Spitze der Klinge komplett im Griff aufgenommen werden.
Der Nachteil der Konstruktion ist aber, daß gerade dieser Mechanismus der Schwachpunkt eines jeden Taschenmessers ist, denn mit der Zeit leiert es an der Stelle aus, wo die Klinge mit dem Heft vernietet wurde, was ein Klingenspiel zur Folge hat. Hierbei kann man einen Qualitätsunterschied erkennen, so daß in der Regel mit zunehmendem Preis dieses Manko nicht so schnell auftaucht, bei sehr einfachen Modellen aber schon beim Kauf ein Wackeln der Klinge festzustellen ist. Durch diese Konstruktion sind Taschenmesser für Hebelbewegungen gänzlich ungeeignet und deshalb ausschließlich Schneidwerkzeuge.

Bei den Heften gibt es zwei verschiedene Konstruktionen.
Das Zink-Druckgußverfahren (Die-Cast-System), bei dem der komplette Griffkörper aus einem Stück gegossen und je nach Modell noch Elastomer- oder Holzgriffschalen aufgeklebt werden, ist eine preisgünstige Methode und die Hefte zeichnen sich durch ein geringes Gewicht und eine hohe Stabilität aus. Bei der anderen Fertigungsweise werden auf Platinen die Backen und Beschläge aufgelötet und die Griffelemente anschließend vernietet. Diese Herstellungsmethode wird nur bei hochwertigen Messern angewandt, da ein höherer Fertigungsaufwand erforderlich ist.

Feststehende Messer
Bei einem feststehenden Messer mündet das Klingenende in den Griff und bildet mit ihm eine feste Einheit, welches durch verschiedene Verarbeitungstechniken erreicht wird. Die stabilste Lösung bei einem feststehenden Messer ist sicherlich die Integralfertigung (Klinge und Griff werden aus einem Stahlstück herausgearbeitet), welche aber durch die komplizierte Herstellung auch sehr teuer ist.

Flach-Erl
Der Flach-Erl (bestehend aus einer breiten Fläche, die Griffschalen werden aufgenietet) ist dem Integralmesser am ähnlichsten, da der ganze Griff von ihm durchzogen wird. Durch diese massive Fertigung sind solche Messer auch für schwere Arbeiten zu gebrauchen. Häufig wird auch der amerik. Begriff Full Tang hierfür verwendet.

Spitz-Erl
Der Spitz-Erl (der Erl sieht aus wie eine "Stange", die am Griffende verschraubt oder verkröpft wird) hat evtl. einen Schwachpunkt beim Übergang von der Klinge zum Erl, da je nach Verarbeitung bei der Verjüngung eine "Sollbruchstelle" entstehen kann. Daher ist es wichtig, daß sich der Erl nicht abrupt, sondern allmählich schmälert. Wird die bei der Herstellung berücksichtigt, ist diese Konstruktion auch sehr stabil, es kann sich aber bei einfachen Qualitäten der Griff lockern.

Kurz-Erl
Der Kurz-Erl (wie Spitz-Erl, der Griff wird aber nur aufgesteckt und nicht verschraubt) ist nur für ein kleines Schneidmesser geeignet, da er sich durch jegliche Hebelbewegung im Griff lockert.
Klingenform Sie ist neben dem Stahl des Hauptkriterium für den Anwendungsbereich. Es gibt für jede Arbeit ein spezielles Messer. Dies wird den meisten bekannt sein, denn im Haushalt benutzt man zum Fleischschneiden ja auch ein anderes Messer als zum Kartoffelschälen. Man unterscheidet aufgrund der Klingenform, ob es sich um ein Schneid-, Hau-, Stechmesser oder um eine Kombination dieser Anwendungsmöglichkeiten handelt.

Schneidmesser
Als reines Schneidwerkzeug ist ein Messer mit Skinnerklinge anzusehen, welches zum Abhäuten entwickelt worden ist. Man erkennt es an der runden Form der Klinge, die durch ihre Biegung eine große Schnittfläche aufweist.

Haumesser
Bei einem Haumesser ist die Klinge so ausgebildet, daß sie vorderlastig ist und eine gewisse Länge besitzt, die zum wuchtigen Schlag benötigt wird. Als typisches Beispiel ist die Machete anzuführen, die allseits bekannt sein dürfte. Es gibt aber auch Bowiemesser (aufgrund ihrer Klingenform so genannt), die sich hierfür eignen. Entscheidend ist hierbei auch der Stahl, der nicht zu hart (gehärtet) sein darf, um ein Ausbrechen der Klinge zu vermeiden bzw zu minimieren.

Stechmesser
Der Dolch ist mit seiner zweischneidigen Klinge ein Stoßmesser und für andere Zwecke kaum noch anwendbar. Bei einem Gebrauchsmesser wird man in der Regel einen Kompromiß schließen müssen. Stoßdolche, bei denen der Griff quer angelegt ist, sind in Deutschland nicht mehr zugelassen und nach dem Waffenrecht verboten. Dolche sind ab einem Mindestalter von 18 Jahren zu erwerben.

Vielzweckmesser
Eine gute Vielzweckklinge bietet das Bowie, durch den runden Bauch und der etwas oberhalb der Klingenmitte gelegenen Spitze lassen sich alle Arbeiten durchführen.
Auch die dropped-point- und utily-Klingen sind universell einsetzbar. Die dropped-point-Klinge unterscheidet sich von der utily-Form durch eine stärkere Rundung, so daß sie zum Schneiden besser geeignet ist, wogegen die utily-Klinge durch die Spitze besser für stechende Arbeiten einzusetzen ist.

Klingenstahl
Der Stahl ist das Herzstück eines jeden Messers, da von seiner Qualität die Gebrauchstüchtigkeit in entscheidender Weise abhängt. Die Klingenstähle unterscheiden sich in ihrer stofflichen Zusammensetzung und der Herstellungstechnik. Die älteste Herstellungsart ist das Schmieden, welches in der heutigen Zeit allerdings kaum noch praktiziert wird, da bei der Herstellung die Rohlinge meist aus Bandstählen herausgestanzt werden und danach der Verarbeitungsprozeß beginnt, wobei die Messerklingen durch die verschiedenen Arbeitsgänge wie Schleifen, Härten, Anlassen, Polieren und Schärfen entstehen. Um einen Überblick über die verschiedenen Stahlsorten zu erhalten, muß man die wichtigsten Elemente und Eigenschaften der Legierung kennen und wissen, welchen Einfluß sie auf die spätere Klinge haben. Dazu soll folgende Auflistung dienen.

Kohlenstoff (C)
Kohlenstoff ist das wichtigste und einflußreichste Legierungselement im Stahl. Von ihm hängt u.a. die Härtbarkeit ab (der C-Anteil darf 0,5% nicht unterschreiten und 2% nicht übersteigen).

Mangan (Mn)
Erhöht die Festigkeit des Stahls, wirkt günstig auf die Schmiedbarkeit ein und steigert die Einhärttiefe.

Chrom (Cr)
Ist wie Mangan für die Erhöhung der Festigkeit zuständig. Darüber hinaus werden Stähle mit hohem Chromanteil (um 14%) abriebfest und rostbeständig, welches in der Regel als rostfrei oder stainless angegeben wird.

Molybdän (Mo)
Dieses Element steigert die Schneid- und Dauerbeständigkeit. Bei zu hohem Mo-Anteil allerdings wird die Schmiedbarkeit beeinträchtigt.

Vanadium (V)
Erhöht die Schneidfähigkeit und optimiert die Warmfestigkeit.

Stahlsorten
Die verschiedenen Stahlsorten ohne eine detaillierte Untersuchung zu unterscheiden, ist jedoch kaum möglich, so daß eine Überprüfung anhand des optischen Eindrucks nicht vorgenommen werden kann und man sich auf die Herstellerangaben verlassen muß. Die gängigsten Stähle für Jagd- und Freizeitmesser sind:
420er Stahl
Hier handelt es sich um einen weit verbreiteten Messerstahl, der ein gutes Preis-Leistungsverhältnis aufweist. Er wird nicht so hoch gehärtet, lässt sich dafür aber auch einfacher wieder nachschärfen (auch von Hand mit etwas Übung möglich).
440er A-, B-, C-Stahl
Hierbei handelt es sich um eine amerikanische Bezeichnung für relativ hochwertigen rostfreien Stahl. Die Bezeichnung Hochleistungsstahl ist ab 440A angebracht.
Die Stähle 440 B + C unterscheiden sich gegenüber A nur durch einen höheren Kohlenstoffanteil, wobei 440 C Stahl der Beste ist. Dies drückt sich auch in der besseren Härtbarkeit aus, so daß 440C meist bei HRC (Rockwell) 58-60 gehärtet wird und 440A bei HRC 55-57
Dreilagenstahl Der rostfreie Dreilagenstahl besteht aus einem Kern von Rasierklingenstahl und wird von 2 Lagen 18/8 Edelstahl umgebenm (Variationen sind möglich und werden zunehmend angeboten). Diese beiden Stahlqualitäten sind jede für sich als Messerstahl nicht gebrauchsfähig, geben jedoch in Kombination dem Messer alle seine guten Eigenschaften. Der 18/8-Stahl gibt der Klinge die Rostwiderstandsfähigkeit und Biegsamkeit, der Kern aus Rasierklingenstahl verleiht dem Messer die Schärfe.
420HC-Stahl Dieser Stahl wid häufig von der Firma Buck eingesetzt und ist nicht mit dem einfachen 420er zu verwechseln. Durch seinen hohen Kohlenstoffgehalt zeichnet er sich durch eine sehr hohe Schnitthaltigkeit aus und läßt sich noch gut nachschleifen. Gehärtet wird er von Buck mit ca. HRC 58.
AUS-8A
Hier handelt es sich um einen japanischen Stahl, der eine sehr gute Mischung aus Zähigkeit und Schnitthaltigkeit bietet. Er wird für hochwertige Messer verwendet, es kommt jedoch auch auf die exate Verarbeitung an, um das beste aus diesem Stahl herauszuholen.
ATS-34
Spezialstahl für höchste Ansprüche. Erfordert maximale Präzision bei Herstellung und Verarbeitung. Auch aus Kostengründen seltener eingesetzt. Wird auf ca. HRC 60 gehärtet. Weist eine sehr gute Schnitthaltigkeit auf.

Es gibt noch eine ganze Menge weiterer Spezialstähle, die teilweise nur von einer oder wenigen Firmen genutzt werden. Bei Gelegenheit und wenn gewünscht kann ich noch weitere Aufführen, ansonsten wird aber der Beitrag sehr lang und es soll auch nur ein Überblick über Gängiges gegeben werden.

Ab wann rostfrei?
Laguiole Messer. Darauf sollten Sie achten: